Am Kiosk

Neulich habe ich mir an einem Kiosk am Bahnhof ein Maisbrötchen gekauft, mit einer 50-er Note. Ja, das war ein bisschen blöd, aber ich hatte es nun mal nicht kleiner. Dummerweise hatte ich auch das Portemonnaie nicht schon im Voraus aus dem Rucksack genommen und trug den Rucksack noch mit beiden Trägern über meinem dicken Wintermantel. Etwas ungünstig war ausserdem, dass ich noch eine Tasche in der Hand hatte und Handschuhe trug. Eigentlich alles ganz normal, wenn man in der kalten Jahreszeit unterwegs ist, aber die Kumulierung all dieser Faktoren, brachte manche Pendler, eine Kioskfrau und mich an unsere Grenzen. Als ich endlich mit Zahlen an der Reihe war, musste ich also erst mal meine Tüte abstellen. Darauf die Handschuhe Finger um Finger abzupfen und auf den Tresen legen, dann zog ich den einen Rucksackträger über die linke Schulter und drehte den Rucksack nach vorne vor meinen Bauch. Auf diese Weise musste ich wenigstens nicht beide Schultern befreien. Dann kramte ich in der Ausentasche, wo ich das Portemonnaie normalerweise verstaue. Dummerweise war es dann aber in der Innentasche. Also musste ich doch auch den zweiten Rucksackträger abnehmen. Hinter mir hüstelte jemand ungeduldig, die Kioskfrau hinter dem Tresen sah wie gebannt auf meine Tasche. So langsam wurde ich nervös. Ich fand das Portemonnaie, öffnete das Münzfach und stellte rasch fest, dass ich zuwenig Kleingeld hatte. Also das Notenfach aufgeklappt und den Fünfziger rausgezogen. Die Kioskfrau riss mir die Note aus der Hand und reichte mir in Windeseile das Retourgeld. Süss lächelnd sagte Sie: „Danke, en schöne Tag!“, was frei übersetzt so viel hiess wie: „Pack dich weg, Alte, der Nächste ist dran!“ Doch ich musste jetzt ja zuerst die Münzen verstauen, dann die Noten. Da ich im Notenfach auch mein Bibliothekskärtchen, das Cumuluskärtchen und die Bonuskarte vom Frisör hatte, gleitete die Note trotz des schlüpfrigen Innenfutters nicht so leicht rein und ich musste etwas nachhelfen. Unangenehm spürte ich den Atem des nächsten Kunden in meinem Nacken. Dann das Portemonnaie zugeklappt, in die Aussentasche gesteckt. Da waren aber schon Brille und Handy drin, sodass ich ziemlich stopfen musste. Dann den Rucksack über die rechte Schulter gehängt. Den zweiten Träger konnte ich ja später noch überziehen. Die Kioskfrau durchbohrte mich förmlich mit ihrem Blick. Ich nahm die Handschuhe vom Tresen, auch die konnte ich mir später wieder anziehen, schnappte die Papiertüte mit dem Maisbrötchen und hob die Tasche vom Boden auf. Ups, ein Handschuh ging zu Boden, also nochmals rasch bücken und aufheben – und schon war ich weg. Ich weiss gar nicht, was die hatten!

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