Zwei französische Schulklassen und eine Gruppe chinesischer Touristen versammelten sich an jenem Mittwochmorgen vor dem Royal Observatory in Greenwich. Es war kurz vor zehn. Die Besucher waren da, das Museumspersonal war auch da – aber die Öffnungszeit begann um 10 Uhr, so stand es auf dem Schild beim Eingang, und daran hielten sich alle. Denn, wer sollte ausgerechnet in Greenwich die Hoheit der Zeit in Frage stellen?
Und so stürzten sich um punkt zehn Uhr – Greenwich time – zwei französische Schulklassen, eine Gruppe chinesischer Touristen und ich auf den Nullmeridian. Von hier wollten wir ein Foto haben, jeder von sich, mit einem Bein im Osten und einem im Westen. Und als wir so erbittert um unsere Chance kämpften, fragte ich mich, warum wir alle so auf diese eine Linie fixiert waren. Auf jedem Zentimeter dieser Erde, wo wir stehen und gehen, verläuft ein Meridian, der die Pole verbindet und den Osten vom Westen trennt. Aber wer sollte ausgerechnet in Greenwich die Bedeutung dieser Linie in Frage stellen?
Endlich war ich an der Reihe. Eine Chinesin erklärte sich freundlicherweise bereit, ein Foto von mir zu machen. Sie aus dem Osten, von mir aus dem Westen. Und ich fragte mich, ob diese Chinesin und ich an jenem Tag an jenem Ort gewesen wären. Ob wir beide Fotoapparate gehabt hätten und ob wir uns hätten verständigen können, wenn nicht die königlichen Astrologen und ihre Kollegen damals den Meridian bestimmt und den Chronometer entwickelt hätten. Wer weiss, wahrscheinlich nicht.