Einmal in – immer out

Im Sommer kommt man ja nicht umhin, Tatoos zu sehen. Und ich bin dieses Jahr zum Schluss gekommen, dass es ungewöhnlicher ist, kein Tatoo zu haben, als eins zu haben. Das tut mir jetzt ein bisschen leid für alle, die sich teuer und unter Qualen ein oder mehrere Tatoos haben stechen lassen, weil sie damit ihre Individualität zum Ausdruck bringen wollten. Sorry, liebe Tatooten, ihr seid total 0815, um nicht zu sagen out! Weder durch das Sujet, noch durch die Farben, noch durch die Anzahl, noch durch den Ort, wo das Tatoo eingebrannt ist, könnt ihr die Konkurrenz noch ausstechen. Es gibt alles schon: Anker auf Oberarmen, chinesische Schriftzeichen auf Schultern, bunt-befleckte Waden, Arschgeweihe…  

Dafür habe ich in Berlin einen neuen Trend entdeckt. Es war heiss und ich befand mich im RAW, einem alten Fabrikgelände, wo jede Wand gesprayt und jeder Besucher tätowiert war – ausser mir. Als ich in diesem kuriosen Biergarten zwischen Bauruinen, Pingpong-Tischen, Kletterturm und Tanzfläche in einem Liegestuhl hängte und mein voyeuristisches Auge schweifen liess, entdeckte ich es. Neben mir räkelte sich eine Gruppe von drei – äh, Punks? Alternativen? Ich weiss nicht, wie man diesen Look korrekterweise bezeichnet, muss ich mal googeln. Auf jeden Fall sahen die drei Mädels so aus, wie alle dort: Schwarze Kleidung, blau gefärbtes Haar, Tatoos, Blech im Gesicht… Ja und dann war da eine dabei, die fiel mir tatsächlich auf. Allerdings nicht wegen ihrer violetten Haare, ihrer Piercings oder Tatoos. Aber als sie ihre Arme über den Kopf hob, da sah ich es: In ihren Achselhöhlen wucherten schwarze Haare! Ich schaute wie gebannt auf das üppige Gestrüpp. Hatte das Mädel die Rasur einfach vergessen? Nein, dann hätte sie höchstens einen 3-, 5- oder 10-Tage-Bart. Dieses Gebüsch war älteren Datums und musste ihr aufgefallen sein. Das hier war kein Versehen, sondern das war Absicht – ein Stilelement, sozusagen!

Wieder zu Hause googelte ich „Achselhaare“ und fand heraus, dass das Tragen von Achselhaaren wieder in ist. Allerdings färbt man oder besser gesagt frau sich diese heutzutage ein. Wahrscheinlich, um dadurch zu signalisieren, dass die szenige Frau von heute nicht etwa ungepflegt oder vergesslich ist, sondern dass sie ihre Achselhaare mit Absicht hat stehen lassen. Mal sehen, ob sich dieser Trend durchsetzt. Ich bin da eher skeptisch. Immerhin wächst sich diese Modeerscheinung irgendwann von selbst aus, sodass man – im Gegensatz zu den Tatoos – nicht Gefahr läuft, für den Rest seines Lebens out zu sein.

3 Gedanken zu “Einmal in – immer out

  1. Eva Schmidtke schreibt:

    Hi Christine, jetzt versuche ich es noch einmal! Ein sehr sehr gutes Thema, das mir in dieser Art schon lange am Herzen liegt. Werde vermutlich auch was dazu schreiben. Schade ist, dass Du nicht noch ein paar Beispiele dargestellt hast: die Arschgeweihe, glaube ich, sind fast out. Dafür gibt es monströse Bilder, gerne riesige Fratzen an Armen und Beinen. Der niedlich kleine harmlose Schmetterling musste diesen gewaltigen „Kunswtwerken“ wohl weichen.

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