Jedesmal, wenn ich in die Ferien fahre, werde ich gefragt was ich denn in meinen Ferien mache. Na, nichts, Ferien! Aber Ferien sind nicht gleich Ferien, und wer denkt, man mache in den Ferien nichts, der denkt falsch. Ferien sind ein delikater Zustand zwischen Erholung und Abenteuer.
Um dieser Zerrissenheit zwischen Erholung und Abenteuer ein Schnippchen zu schlagen, teilte ich meine Ferien im Süden Europas in zwei Phasen ein: In der ersten lag ich im Liegestuhl auf dem Rücken, in der zweiten auf dem Bauch. Buah, war das witzig! Nein, im Ernst: Die erste Woche frönte ich meiner Faulheit, die zweite bin ich gewandert. Nun gut, ich habe ein bisschen geschummelt. Ich bin auch in der ersten Woche ein bisschen gewandert, dafür war ich dann in der zweiten auch ein wenig faul. Man muss das ja nicht so eng sehen.
Und wie immer habe ich dabei meine Sozialstudien betrieben. Es ist ja schon interessant, wie unterschiedlich die Vorstellungen von Ferien sind. Ich musste allerdings feststellen, dass Ferien in erster Linie die niedrigen Triebe der Menschen zu Tage fördern. Für die Einen ist vor allem wichtig, wo sie am besten sitzen und Bier trinken können. Für Andere wiederum ist es das Grösste, wenn sie viermal zum Frühstücksbuffet gehen und sich hemmungslos den Teller voll packen dürfen. Während Manche jeden Rappen selbst dann noch zählen, wenn der Expresso nicht halb so viel kostet wie zu Hause, verfallen Andere dem Shopping-Fieber und kaufen billigen Tand, vom pinkig glitzernden Strohhütchen über sackförmige Kleider bis hin zur gefälschten Markenhandtasche. Solch niederen Trieben, wie jene, denen meine Studienobjekte verfallen waren, wäre ich natürlich nie unterlegen.
Für mich war das allerallerallerbeste an meinen Ferien, noch besser als meine Sozialstudien, als ich nach zwei Wochen mehrheitlich Sonnenschein und Temperaturen von um die 25 Grad nach Hause kam und meine Freunde scheinheilig fragen konnte, wie denn das Wetter in den letzten beiden Wochen zu Hause so gewesen sei. Es war kalt und regnerisch, das wusste ich natürlich, denn schliesslich hatten wir im Hotel deutsches Fernsehen. Aber das in O-Ton von meinen Freunden zu hören , während ich meine gebräunten Bäckchen zur Schau trug, das war das Sahnehäubchen meiner Ferien!
Es muss in der Familie liegen. Schon die Grossmutter telefonierte aus dem Tessin. „Grüezi, was habt ihr für Wetter? Aha nicht gut – wir haben es wunderbar. Also ciao“ und das Telefon wurde aufgehängt, könnte ja zu teuer werden.
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