Gestern wollten meine Freundin und ich uns wieder einmal etwas gönnen, und so besuchten wir das Hamam. Entspannung pur war angesagt. Im wunderschön angelegten orientalischen Bad durchläuft man einen Parcours durch verschiedene Nass- und Trockenzonen. In der Nasszone seift man sich ein, rubbelt sich ab und übergiesst sich immer wieder mit Wasser. Zwischendurch legt man sich in ein grosses Wasserbecken oder auf einen heissen Stein (jetzt weiss ich endlich, wie sich die Specktranchen beim Raclette fühlen). Hinerher begibt man sich zum Teetrinken und Ausruhen in die Trockenzone.
Wir bezahlten unseren Eintritt und zogen uns um. Und genau da fing es an: mit dem Pestemal, einem baumwollenen Tuch, das man sich um den nackten Körper wickelt. Für uns Frauen ist wenigstens klar, dass das Tuch über der Brust durchgeht und man es dort irgendwie verknotet. Ob es sich dann auch dort hält, steht in einem anderen Buch. Bei den Männern konnte ich hinterher feststellen, dass sie zuerst noch die Entscheidung treffen mussten, ob sie das Tuch oberhalb oder unterhalb des Bauches umwickeln sollten.
Die grosse Herausforderung für alle bestand allerdings darin, das Tuch während des ganzen Parcours so um sich zu halten, dass es die intimen Körperstellen bedeckte. Am schwierigsten war das beim Ein- und Ausstieg aus dem grossen Wasserbecken. Beim Einstieg trieb das Tuch nach oben und die Kunst bestand darin, es unten festzuhalten, ohne dass es sich oben löste. Krampfhaft versuchte ich, der Situation Herr zu werden, indem ich die Oberarme an den Körper presste und so das Pestemal oben festhielt, während ich mit den Hände den unteren Rand des Tuches fasste und unten hielt. Endlich hatte ich es auf diese Weise zappelnd wie ein Seepferdchen an den Beckenrand geschafft und das Tuch auf Empfehlung meiner Freundin unten so verknotet, dass es mehr oder weniger an Ort blieb. Wir begannen uns zu entspannen, wozu natürlich gehörte, dass wir wohlig zu plaudern anfingen. Schon bald wurden wir von einer Angestellten freundlich darauf hingewiesen, dass wir uns nur im Flüsterton unterhalten durften. Immerin noch flüstern, dachte ich. Denn, wie sollen sich zwei Freundinnen entspannen, wenn sie nicht miteinander plaudern dürfen? Und apropos Entspannung: Wo war die Frau nur gewesen als ich noch verbissen mit meinem Pestemal kämpfte?
Dass das Wickeln des Pestemals in der Tat eine Kunst ist und Viele beschäftigt, zeigte übrigens meine Recherche im Internet. Damit ihr euch bei einem allfälligen Hamambesuch besser entspannen könnt als ich, hier ein paar Tipps und Tricks zur Vorbereitung:
Für Männer: In bewegten Bildern und in Worten
Für Frauen:
Danke für den aufschlussreichen Artikel. Die Anleitungen der Männer in Worten sind sehr lustig: „einfach umbinden unt das eck rein stecken… ;D fertig“ ha ha ha
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