Auswahl einer Auswahl einer Auswahl

Für einmal möchte ich hier, statt einen eigenen „literarischen“ Text zu schreiben, ein paar Eindrücke und Tipps von der Leipziger Buchmesse weitergeben. Aber Achtung: Die Leipziger Buchmesse umfasst rund 3000 Veranstaltungen. Die umfassen nebst Belletristik und Lyrik auch Sachbücher und fremdsprachige Literatur. Was ich in den vergangenen fünf Tagen gesehen und gehört habe, ist also nicht mehr als ein Tropfen im Ozean der deutschsprachigen Literatur.

Mein Auftakt zur Buchmesse war ein literarischer Stadtspaziergang mit der „Leipzigerin“. Er begann am Goethe-Denkmal und endete beim Auerbachkeller (bekannt durch den Ritt auf dem Weinfass im Faust). Als Stadt der Verlage und des Buchdrucks war Leipzig schon früh Magnetpunkt für viele Dichter. Ein Text, den die Leipzigerin unter anderem vorgetragen hat, möchte ich euch nicht vorenthalten. Goethe schrieb das folgende Gedicht an einer Feier, an der man ihm im Scherz den Auftrag gab, mit den Wörtern „Haustürklingel“ und „Mädchenbusen“ ein Gedicht zu schreiben. Der junge Goethe nahm die Herausforderung an:

Die Haustürklingel an der Wand
Der Mädchenbusen in der Hand
Sind beides Dinge wohlverwandt
Denn, wenn man beide leis berührt
Man innen drinnen deutlich spürt
Dass unten draussen einer steht
Der sehnsuchtsvoll nach Einlass fleht.

Wie viele andere Dichter und Denker, lebte und schrieb auch der junge Autor Erich Kästner in Leipzig. Nach dem Studium arbeitete er als Redaktor bei der „Neuen Leipziger Zeitung“. Als er 1927 zum Beethoven-Jubiläumsjahr das erotische Gedicht Abendlied des Kammervirtuosen in der „Plauener Volkszeitung“ veröffentlichte, wurde er gefeuert.

Mein diesjähriger Leipzig-Schwerpunkt aber war der Krimi. Was mich sehr beeindruckt hat, das war das Kriminalroman-Debüt von Marie Reiners. Sie schreibt seit drei Jahrzehnten Drehbücher („Morden im Norden“, „Mord mit Aussicht“ u.v.a.) und hat einen fantastischen schwarzen Humor. Auf der Buchmesse hat sie den Anfang von Frauen, die Bärbel heissen gelesen – und ich habe Tränen gelacht. Sicher lesen werde ich auch Der weisse Affe von Kerstin Ehmer. Dieser Krimi spielt im Berlin der 20er-Jahre und ist sehr packend geschrieben. Klaus-Peter Wolf ist mit seinen Ostfriesen-Krimis und zahlreichen anderen Krimis, Romanen, Hörspielen und Kinderbüchern ja ein alter Hase im Literaturgeschäft. Sein Krimi Ostfriesen Fluch interessiert mich, weil es um die Entführung von Frauen geht. Dabei verlangt der Täter kein Lösegeld. Was geschieht, wenn Frauen einfach verschwinden? Spannend, spannend.

Auf der Leipziger Buchmesse sind die Autorinnen und Autoren zum Greifen nah. Man  kommt leicht ins Gespräch. Besonders beeindruckt hat mich die Begegnung mit Lukas Hartmann. Seinen neuen Roman Ein Bild von Lydia werde ich sicher lesen. Darin geht es um die skandalöse Liebe von Lydia, der Tochter von Alfred Escher, mit dem Künstler Karl Stauffer in der Belle Epoque. Poppy J. Anderson ist Autorin von Liebesgeschichten und war schon früh sehr erfolgreich im Selfpublishing. Sie hat, wie ich, ein Buch mit dem Titel „Nur ein Kuss“ veröffentlicht. Ich habe sie auf der Buchmesse angesprochen und ihr ein Exemplar meines Kurzgeschichtenbands geschenkt, eine schöne Begegnung.

Falls ich euch mit meiner winzigen Auswahl einer Auswahl einer Auswahl einer Auswahl von der Leipziger Buchmesse ein bisschen gluschtig gemacht habe, freut mich das. Bis zur nächsten Leipziger Buchmesse werde ich meine um Vieles längere Leseliste wohl nicht abarbeiten können. Macht aber nichts.

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