
Gestern war ich zum dritten Mal in der Filiale eines Elektronik-Geschäfts im Stadtzentrum. Mitte Oktober hatte ich online einen Mixer-Aufsatz zum Pürieren bestellt und – um die Versandgebühr zu sparen – dorthin liefern lassen. Das erste Mal als ich dort war, hatte ein Herr vom Kundendienst alle Schränke durchsucht und meinen Pürierstab nirgends gefunden. Das, obwohl sowohl die Filiale als auch ich eine E-Mail erhalten hatten, dass der Pürierstab geschickt worden sei. Nachdem ich 10 Minuten wie bestellt und nicht abgeholt dort gestanden und gewartet hatte, bis alle Schränke durchsucht waren, zuckte der Herr vom Kundendienst die Achseln und teilte mir mit abgeklärtem Ton mit: «Der Pürierstab ist nicht da». Für ihn war die Sache erledigt. Ich machte ihn freundlich aber bestimmt darauf aufmerksam, dass es nun sein Job sei, sich darum zu kümmern. Ich erreichte, dass er den Stab nochmals für mich bestellte und zog mit leeren Händen von dannen. Einen ganzen Monat später rief mich ein überfreundlicher und überaufgestellter Herr vom Kundendienst an und teilte mir mit, der Pürierstab sei schwierig zu liefern gewesen, aber nun sei er da und ich könne ihn abholen. Er fühlte sich ganz offensichtlich wie Father Christmas, der es endlich geschafft hatte, mir meinen Wunsch zu erfüllen. So ging ich wieder in die Filiale und holte den Pürierstab. Leider sah ich ihn mir nicht schon im Laden an, sondern packte ihn erst zu Hause aus: Es war der falsche. Ich rief den überfreundlichen und überaufgestellten Herrn vom Kundendienst an und teilte ihm mit, dass ich den falschen Stab erhalten hatte und dass er mir den richtigen bestellen soll. Er versicherte mir, dass der Fehler nicht bei ihm gelegen habe, denn er hätte die richtige Artikelnummer angegeben. Der Fehler sei beim Lieferanten passiert. Schön, aber was bringt mir das? Warum muss man sich eigentlich heutzutage immer Erklärungen über irgendwelche komplizierten Prozesse anhören und kann nicht mehr denjenigen zusammenscheissen, der den Fehler gemacht hat? Es dauerte wieder zwei Wochen, bis der überfreundliche und überaufgestellte Herr vom Kundendienst anrief und mir dieses Mal etwas zerknirscht mitteilte, er habe zwar einen Pürierstab erhalten, aber das Gefühl, dass es wieder der falsche sei. Er beschrieb mir das Gewinde (wofür haben Artikel eigentlich Artikel-Nummern?) und ich bestätige ihm, dass das der falsche Stab sei. Der überfreundliche Herr bestellte nochmals. Inzwischen war es Dezember geworden. Ich erhielt vor drei Tagen wieder ein Telefon von Father Christmas, äh vom überfreundlichen Herrn vom Kundendienst, und gleichzeitig eine E-Mail: JETZT sei mein Pürierstab da! Ich ging gestern wieder zum Kundendienst – und es war wieder der falsche Stab!
In diesem Moment verlor ich die Fassung. Plötzlich ist es über mich hereingebrochen: Obwohl das eine überhaupt nichts mit dem anderen zu tun hat, kam mir die Geschichte mit dem Pürierstab so symptomatisch vor für meine Stellensuche in diesem Jahr! Es war ein Jahr mit ganz vielen Bemühungen und ohne nachhaltigen Erfolg. Wie bei der Bestellung dieses Pürierstabs durchlief ich bei der Stellensuche alle Phasen von Hoffnung, Enttäuschung, Wut, Ohnmacht, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit mehrfach. Freundlich hingehalten und abgewiesen von Kundendienstmitarbeitern und HR-Menschen. Und wie diese Pürieraufsätze nicht aufs Gehäuse passen, so passe ich mit meiner Bewerbung offenbar nie so ganz ins Stellenprofil. Denn, auch ich als Mensch soll wie ein Ersatzteil in eine Maschinerie passen. Und so drehen die falschen Pürierstäbe und ich im Leeren. 4 Pürierstäbe waren es – und über 90 Job-Inserate, auf die ich mich beworben hatte. Was für eine Verschwendung von Energie und Zeit! Ich hoffe, Ihr werdet mir verzeihen, wenn ich mich jetzt – müde vom im Kreise drehen in diesem Jahr – mit einem Stapel Gartenbücher auf mein Sofa zurückziehe und das Pürieren und Arbeiten bis im Januar jenen überlasse, die besser ins Profil passen.
Auch ich passte des Öftern nicht ins Profil. Kurz vor meinem Abschluss als Hauswirtschaftslehrerin wurde mir eine volle Stelle in Zürich zugesichert. Meine Praktikumslehrerin hat sie mir vermittelt. Die kantonale Inspektorin meinte, für eine junge Lehrerin, frisch aus dem Semi, sei dies viel zu bequem. Ich bekam die Stelle nicht und musste an drei verschiedenen Stellen meine Sporen abverdienen. Als ich älter wurde, hiess es: Nein die vollen Stellen müssen für die jungen Lehrerinnen frei gehalten werden. Ich passte also auch wieder nicht ins Profil.
Später, als ich bereits Kinder hatte, war man froh, wenn ich einige Stunden übernahm.
Ich hoffe und bin sicher, dass du wieder eine Stelle finden wirst. Hoffentlich nicht beim Kundendienst,
obwohl du dort viel effizienter wärest. Wünsche dir Geduld, Mut und Zuversicht.
Mami
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Viel Glück im neuen Jahr! Ich drück die Daumen. Alles Liebe, Elisa
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