18 Euros für die Kunst

Seit dem Sommerhit 2019 habe ich meinen Blog vernachlässigt – Shame on me! Schon öfter wurde ich in den vergangenen Monaten von Freunden und Bekannten darauf angesprochen, ob ich denn nichts mehr schreibe. Ich sah mich gezwungen, das Offensichtliche zu bestätigen.

Nun wurde ich auch noch vom System darauf aufmerksam gemacht, dass die Zahlung für die Erneuerung meiner Domain http://www.schreibereien.com ansteht. Ein Wink mit der Kreditkarte, also. Und so war ich vor die Entscheidung gestellt, ob ich die 18 Euro nochmals bezahle oder ob ich das zum Anlass nehme, meinen Blog still und leise einschlafen zu lassen. Hm, mit 18 Euro kommt man ja nicht wirklich weit, zumindest nicht in der Schweiz. Sie würden für ein Kinoticket reichen – für die Popcorns müsste ich dann aber schon drauflegen. Mit der Bahn käme ich damit etwa von Winterthur bis Luzern und in einem durchschnittlichen Restaurant gäbe es vermutlich ein Kindermenü mit Himbeersirup. 18 Euro – ist mir das meine Domain Wert? Komm schon, sagte ich mir, sei kein Geizkragen. Die 18 Euro kannst du aufbringen. Jetzt hast du deinen Blog schon so lange, wäre doch schade, alles hinzuschmeissen. Und so habe ich heute Morgen die Überweisung an das System gemacht. Die Domain wäre erst mal gerettet.

Das mit dem Geld war einfach, doch nun kommt der schwierige Teil. Die Musse zum Schreiben und die Ideen lassen sich nicht einfach aus dem Portemonnaie klauben. Und was nützt schon ein Blog ohne Inhalt? Doch woher soll ich die Ideen nehmen, wenn ich nun wegen der fehlenden 18 Euro nicht mehr ins Kino gehen, nach Luzern fahren oder mir im Restaurant ein Kindermenü bestellen kann? Stattdessen sitze ich einsam, ausgezehrt und abgeschirmt von äusseren Reizen in meiner luftigen Bude und starre auf den leeren Computerbildschirm. So ein Künstlerleben ist schon hart. Das wollte ich einfach mal zur Sprache bringen, ehe ich mir wieder etwas aus den Fingern sauge und es hier hoffentlich wieder so richtig losgeht.

Richtig einkaufen

Ja, ich gebe es zu. Neulich war ich mal wieder in Konstanz zum Einkaufen. Ich mache das natürlich nicht oft, nur so zweimal im Jahr. Das ist doch o.k., oder? Ich meine, ich kaufe dafür nie auf Zalando ein. Das wäre ja viel schlimmer. Wenn ich in Konstanz einkaufe, dann bleiben wenigstens dort die Geschäfte im Städtchen, wenn auch die Schweizer Geschäfte von Bern bis Kreuzlingen bluten. Aber bei Zalando, da bleiben einfach alle auf der Strecke, hüben wie drüben. Nur die Zalando-Boxen, die kreuzen Landesgrenzen, Strassen und Schienen und kehren nach dem Anprobieren wieder zurück auf Strassen und Schienen bis sie wieder mit Inhalt in anderen Grössen und Farben auf den gleichen Strassen und Schienen zurück zum Anprobieren reisen und so weiter. Allerdings funktioniert das auch nur so lange, wie Strassen und Schienen verfügbar sind. Bis Oktober kommen die Zalando-Boxen zum Beispiel nicht mehr durchs Rheintal, denn zwischen Baden-Baden und Rastatt ist die Bahnstrecke unterbrochen. Eine Baustelle in einem Strassentunnel, das unter der Bahn durchführte, hat aus einem funktionierendem Bahnabschnitt wiederum eine Baustelle gemacht. Und da bleiben dann halt auch die Zalando-Boxen auf der Strecke.

Jedenfalls war Konstanz an jenem hundskommunen Wärchtig so voll, dass ich nicht ganz auschliessen konnte, dass auch ein paar gestrandete Zalando-Einkäufer unterwegs waren. Ich schob mich durch die Menschenmassen und fand meinen Lieblingsschuhladen. Leider hatte ich meinen Pass zu Hause vergessen. Tja, Konstanz ist eben doch keine Schweizer Stadt, auch wenn man dort mehr Schweizerdeutsch als Hochdeutsch hört. Also gab’s leider keine Ausfuhrscheine und keine Mehrwersteuer zurück. Wohlgenährt (Eine Kugel Eis für einen Euro und Kuchen, hach, diese Kuchen!), glücklich und mit überquellenden Taschen und Tüten fuhr ich mit der SBB pünktlich in die Schweiz zurück. Zahl-and-go ist eben doch viel besser als Zalando.