Sommer-Hit 2021: Bucheli-Blues

Als wär Corona nicht genug,
der Sommer ist nur Lug und Trug
die Wassermassen fallen
ganz unentwegt und allen
ist’s zu nass und kalt.
Nur ein Glück ist uns hold…

Refrain:
„Seid froh“, sagt der Tiefdruck zu den Isobaren:
„Diesen Sommer müsst ihr nicht enthaaren!“

Die Umstände werden jedes Jahr krasser,
die Ferienplanung fällt wörtlich ins Wasser.
Den Camping am See, den kannst du streichen
und willst nicht schon wieder in die Berge ausweichen.
Viele Länder kannste wegen Corona knicken,
die Ferien quasi in die Wüste schicken.

„Doch seid froh“, sagt der Tiefdruck zu den Isobaren:
„Diesen Sommer müsst ihr nicht enthaaren!“

geimpft, genesen, getestet – geschieden
Du hast dich fürs Verschieben entschieden?
Von deinem Urlaub aufs nächste Jahr.
Nur, wird’s dann besser? Das ist nicht klar.
Wird’s ein Hitzesommer mit Mutante E?
Man weiss es nicht, herrjemine!

„Doch seid froh“, sagt der Tiefdruck zu den Isobaren:
„Diesen Sommer müsst ihr nicht enthaaren!“

Zu Hause bleiben, den Balkon geniessen
die Pflanzen brauchst du nicht zu giessen
mit Wolldecke und Schnorchel im Liegestuhl
Eigentlich ist das doch mega cool….?
So trotzt du Unwetter und allen Viren
und musst weder shaven noch epilieren.

„Seid froh“, sagt der Tiefdruck zu den Isobaren:
„Diesen Sommer müsst ihr nicht enthaaren!“


Vorhängnis

Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass die Vorhänge von der letzten Wohnung nie an die Fenster der neuen Wohnung passen. Also habe ich mich in den letzten Tagen zwangsläufig sowohl materiell als auch intellektuell intensiv mit Vorhängen auseinandergesetzt…

Textile Vorrichtungen
hängen vor den
Fenstern und
verschleiern vorsichtig
Vorkommnisse hinter
Vorortswohnungen.

Doch je nach Perspektive
sind Vorhänge Hinterhänge
und sperren aus,
was sich davor abspielt,
wie etwa das Wetter,
das dafür hinter den Vorhängen
bei Meteo blau über die Bildschirme zuckt.

Vorhänge – gewoben, bestickt, gehäkelt
aus Seide, Polyester und Taft;
verhüllen, verschleiern, zieren
spannen, hängen, raffen und blaffen im Wind.
Und hier und da zur Seite geschoben,
geben die textilen Schranken den Blick frei
nach innen und nach aussen:
Transparenz.

Ferien und die niedrigen Triebe

Jedesmal, wenn ich in die Ferien fahre, werde ich gefragt was ich denn in meinen Ferien mache. Na, nichts, Ferien! Aber Ferien sind nicht gleich Ferien, und wer denkt, man mache in den Ferien nichts, der denkt falsch. Ferien sind ein delikater Zustand zwischen Erholung und Abenteuer.

Um dieser Zerrissenheit zwischen Erholung und Abenteuer ein Schnippchen zu schlagen, teilte ich meine Ferien im Süden Europas in zwei Phasen ein: In der ersten lag ich im Liegestuhl auf dem Rücken, in der zweiten auf dem Bauch. Buah, war das witzig! Nein, im Ernst: Die erste Woche frönte ich meiner Faulheit, die zweite bin ich gewandert. Nun gut, ich habe ein bisschen geschummelt. Ich bin auch in der ersten Woche ein bisschen gewandert, dafür war ich dann in der zweiten auch ein wenig faul. Man muss das ja nicht so eng sehen.

Und wie immer habe ich dabei meine Sozialstudien betrieben. Es ist ja schon interessant, wie unterschiedlich die Vorstellungen von Ferien sind. Ich musste allerdings feststellen, dass Ferien in erster Linie die niedrigen Triebe der Menschen zu Tage fördern. Für die Einen ist vor allem wichtig, wo sie am besten sitzen und Bier trinken können. Für Andere wiederum ist es das Grösste, wenn sie viermal zum Frühstücksbuffet gehen und sich hemmungslos den Teller voll packen dürfen. Während Manche jeden Rappen selbst dann noch zählen, wenn der Expresso nicht halb so viel kostet wie zu Hause, verfallen Andere dem Shopping-Fieber und kaufen billigen Tand, vom pinkig glitzernden Strohhütchen über sackförmige Kleider bis hin zur gefälschten Markenhandtasche. Solch niederen Trieben, wie jene, denen meine Studienobjekte verfallen waren, wäre ich natürlich nie unterlegen.

Für mich war das allerallerallerbeste an meinen Ferien, noch besser als meine Sozialstudien, als ich nach zwei Wochen mehrheitlich Sonnenschein und Temperaturen von um die 25 Grad nach Hause kam und meine Freunde scheinheilig fragen konnte, wie denn das Wetter in den letzten beiden Wochen zu Hause so gewesen sei. Es war kalt und regnerisch, das wusste ich natürlich, denn schliesslich hatten wir im Hotel deutsches Fernsehen. Aber das in O-Ton von meinen Freunden zu hören , während ich meine gebräunten Bäckchen zur Schau trug, das war das Sahnehäubchen meiner Ferien!